Das Buch von Catrin Misselhorn ist super geeignet für alle, die sich sowohl für Kunst, als auch für KI und für Philosophie interessieren.
Was ist Kunst und was bedeutet das im Zeitalter wachsender generativer KI?
KI-Kunst wird hier verstanden als Kunst, die KI als Mittel benutzt. Das schließt maschinelles Lernen ein. Es entstehen Werke, die nicht mehr mit dem traditionellen Werkbegriff beschrieben werden können. Beim Hervorbringen selbst spielt der Mensch keine Rolle mehr.
Ich lese gerade Erich Kästners „Als ich ein kleiner Junge war“. Doch es soll hier gar nicht um das Buch, sondern vielmehr um seinen Autor gehen.
In dieser Woche, am 10. Mai, jährte sich die Bücherverbrennung der Nazis auf dem Opernplatz in Berlin (heute Bebelplatz) zum 90. Mal. Beispielhaft sollten neun Rufer nacheinander vortreten, erklären, warum Autoren und/oder Inhalte un-deutsch seien und dann beispielhaft Bücher ins Feuer werfen. Das Wetter meinte es übrigens schlecht mit den bücherverbrennenden Idioten. Es regnete am Abend des 10. Mai 1933. Die Feuerwehr musste mit Brandbeschleuniger nachhelfen.
Der zweite von insgesamt neun Rufern und Bücher in die Flammen Werfer benannte Erich Kästner namentlich:
„Gegen Dekadenz und moralischen Zerfall! Für Zucht und Sitte in Familie und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Mann, Ernst Glaeser und Erich Kästner.“
Doch warum Kästner? Erich Kästner war nicht nur Autor von Kinder- und Jugendbüchern. Er war Antimilitarist. Da hatten ihn ein Schulsystem der Kaiserzeit und seine Zeit im 1. Weltkrieg zu sehr geprägt. Er war Autor der verhassten „Weltbühne“ und er war Autor von Büchern, die seine Ablehnung von Hierarchien und Obrigkeiten deutlich machen. Erich Kästner stammt aus einem sozialdemokratischen Elternhaus. Seine Freunde waren Demokraten, Kommunisten, jüdische Menschen…
Kästner war auf dem Opernplatz anwesend und schrieb dazu:
„Und im Jahre 1933 wurden meine Bücher in Berlin, auf dem großen Platz neben der Staatsoper, von einem gewissen Herrn Goebbels mit düster feierlichem Pomp verbrannt. Vierundzwanzig deutsche Schriftsteller, die symbolisch für immer ausgetilgt werden sollten, rief er triumphierend bei Namen. Ich war der einzige der Vierundzwanzig, der persönlich erschienen war, um dieser theatralischen Frechheit beizuwohnen. Ich stand vor der Universität, eingekeilt zwischen Studenten in SA-Uniform, den Blüten der Nation, sah unsere Bücher in die zuckenden Flammen fliegen und hörte die schmalzigen Tiraden des kleinen abgefeimten Lügners. Begräbniswetter hing über der Stadt.“
Erich Kästner: Kennst du das Land, in dem die Kanonen blühen? – Auszug aus dem Vorwort Bei Durchsicht meiner Bücher.
Es wird zu wenig an die Bücherverbrennung erinnert. Und man sollte sich das Geschrei der neun Rufer genau anschauen. Und – zack – Gegenwart.
Ein Thema darf auch in dieser Woche nicht fehlen: KI
Die Humboldt Universität Berlin hat eine eigene KI online gestellt. Jeden Tag mehr wird deutlich: ChatGPT wird nicht das einzige KI-Tool bleiben. Die Berliner haben übrigens unter anderem Texte aus dem sozialen Netzwerk Reddit genutzt, um ihre KI zu trainieren.
Ich muss vorausschicken: Aktuell bin ich etwa bei einem Drittel des Buches angekommen. Und schon jetzt bin ich so begeistert, dass ich glaube: „Erzählende Affen“ wird mein Sachbuch 2022/2023.
Es geht um Geschichten. Geschichten erklären uns die Welt, was in ihr vor geht. Geschichten erzählen können und Geschichten verstehen können (und nicht der Gebrauch von Werkzeugen) machen unser Menschsein aus. Das Buch zeigt, “ dass kaum etwas so mächtig ist wie eine gute Geschichte.“ (Prolog)
Es wird erklärt, warum das Geschichten erzählen das Überleben eines steinzeitlichen Clans sichern konnte, wie sich Geschichten hören auf unseren Körper auswirkt. Ganz nebenbei wird auch noch dargestellt, was eine gute Geschichte ausmacht.
Meine klare Empfehlung für alle, die etwas über Sprache und das Erzählen von Geschichten erfahren möchten.
Ich habe mal wieder ein Buch gelesen, das mich echt begeistert hat. In einer, aus heutiger Sicht, nicht mehr so fernen Zukunft, haben Jugendliche Künstliche Freundinnen – KFs. Klara ist so eine KF und betrachtet die Welt der Menschen aus ihrer Perspektive.
Das Buch ist voller Weltsicht. Wie nehmen wir die uns umgebende Welt wahr. Welche Dinge bemerken wir? Was empfinden wir als schön? Es geht aber auch um Beziehungen. Welche Beziehungen gehen Menschen ein? Was sind Versprechen wert?
Das Buch hat wenig bis nichts mit Künstlicher Intelligenz zu tun. Es werden auch keine ethischen Überlegungen zu den Grenzen von KI angestellt. Es ist ein Buch über Menschen, die sich in manchen Situationen wie Maschinen verhalten. Und es ist ein Buch über Maschinen, die sich menschlicher Verhalten, als manche Menschen. Und es ist ein Buch über Liebe, Vertrauen und Freundschaft.
Reist man in die Provence, besonders in Gegend um Arles, kommt man an Vincent van Gogh nicht vorbei. Wir lieben die Provence und wir lieben Saint-Rémi-de-Provence. Immer wieder kommen wir hier her. Da ist es doch naheliegend, sich mal eine van-Gogh-Biografie vorzuknöpfen. Das haben wir im letzten Sommer und Herbst getan. Meine Wahl fiel auf „Vincent van Gogh – Ein Leben in Leidenschaft“ von Irving Stone.
Stone ist ein großartiger Erzähler. Sein Roman besticht nicht nur durch die Kenntnis biografischer Fakten zu van Gogh. Er schildert Orte und Landschaften sehr eindrücklich. Stellenweise hatten wir das Gefühl, jeden Olivenbaum, jedes Feld, jeden Hügel zu kennen.
Passend zum biografischen Roman Irving Stones sollte man sich unbedingt, wenn man schon mal in der Nähe ist, Saint-Rémi-de-Provence anschauen. Den Fußweg vom Zentrum des kleinen Städtchens zum ehemaligen Kloster Saint-Paul-de-Mausole kann man nicht verfehlen. Eingelassen Bronzemarke sorgen dafür.
Zikaden zirpen. Das Laub der Olivenbäume rauscht leise im Wind. Der Blick in Richtung Süden wird vom Kamm der Alpillen begrenzt. An Stellen, an denen van Gogh Landschaften gemalt hat, sind Schautafeln angebracht. An einigen dieser Stellen hat sich die Natur noch nicht sehr verändert. Man sieht die Landschaft so, wie van Gogh sie gesehen hat. Van Gogh verbrachte im Kloster ein Jahr seines Lebens. Mönche gibt es hier schon lange keine mehr. Das Kloster beherbergte damals eine Nervenheilanstalt. Heute ist es ein sehenswertes Museum.
Beim Kloster angekommen, sollte man es unbedingt besuchen. Nicht nur das Bauwerk selbst ist sehenswert. Vom Klostergarten aus hat man eine tolle Aussicht, die bis zum Mont Ventoux im Nordosten reichen kann. Auf dem Lavendelfeld im Klostergarten tummeln sich Bienen, Schmetterlinge und Touristen. Bänke im Schatten oder in der Sonne laden zum Verweilen ein.
In diesem Jahr kommt der zum Roman passende Film in die deutschen Kinos. Der Trailer ist vielversprechend. Wer Lust auf van Goghs Zeit in der Provence hat, sollte sich schon mal den 18. April 2019 vormerken. Da startet der Film.
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